
Thursday Oct 26, 2023
Gaza verstehen – kann man die Hamas wirklich besiegen?
In der 14. Folge von Was jetzt? – Die Woche spricht Moderatorin Dilan Gropengiesser mit Hauke Friederichs, sicherheitspolitischer Korrespondent von ZEIT ONLINE, und ZEIT-Nahostkorrespondentin Lea Frehse. Auf den brutalen Überfall vom 7. Oktober sieht Israel nur eine mögliche Antwort: die komplette Zerschlagung der islamistischen Hamas.
Das israelische Militär bereitet dazu seit Tagen eine massive Bodenoffensive im Gazastreifen vor. Das Kräfteverhältnis ist klar verteilt: In Israels Armee dienen rund 170.000 Soldatinnen und Soldaten, dazu kommen rund 300.000 mobilisierte Reservisten. Ihnen stehen schätzungsweise 15.000 bis 30.000 Kämpfer der Hamas gegenüber. Israelische Spezialeinheiten haben in der Nacht zum Montag bereits erste Bodenangriffe im Gazastreifen durchgeführt. Nach Angaben eines israelischen Militärsprechers waren auch Panzer im Einsatz.
Militärexperten warnen allerdings vor den Konsequenzen eines Einmarsches der israelischen Armee: "Die Hamas wird Hinterhalte planen und versuchen, israelische Soldaten zu entführen", sagt etwa Militärhistoriker Danny Orbach von der Hebräischen Universität Jerusalem gegenüber dem Fernsehsender n-tv. Israels Streitkräfte müssten mit verminten Tunneln rechnen, die zur Todesfalle werden könnten, sagt er. Dazu steigt die Gefahr, dass sich der Konflikt zu einem Krieg im gesamten Nahen Osten ausbreitet. Eine Bodenoffensive in Gaza birgt aber nicht nur militärische Risiken: Sie bedroht auch die dort ansässige palästinensische Zivilbevölkerung. Normalerweise verlaufen Bodenoffensiven in anderem Gelände, der Gazastreifen hingegen ist dicht besiedelt, auch da, wo Fluchtbewegungen stattfinden.
Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell setzt sich weiter für eine Feuerpause bei den Kämpfen ein. "Eine humanitäre Pause ist notwendig, damit humanitäre Hilfe ankommen und verteilt werden kann", sagte er vor den Beratungen der EU-Außenministerinnen und -Außenministern. Israel lehnt eine Feuerpause mit Hinweis auf den andauernden Beschuss aus dem Gazastreifen und die notwendige Zerschlagung der Hamas bisher ab. Auch Deutschland ist gegen eine Waffenruhe.
Im Gazastreifen wird die humanitäre Krise täglich größer. Vor allem Treibstoff werde dringend gebraucht: "Ohne Strom werden auch die Entsalzungsanlagen und die Pumpen für Trinkwasser nicht funktionieren können", sagt Außenministerin Annalena Baerbock im Deutschlandfunk. Außerdem brauche es den Treibstoff, damit die Krankenhäuser zumindest in Minimalfunktion laufen könnten. Laut Baerbock wird ein Ausbruch der Cholera befürchtet. Die Lage vor Ort ist dramatisch.
Droht in Gaza also ein zäher Guerilla-Krieg mitten zwischen zwei Millionen Zivilisten? Was passiert mit den Bewohnern, wenn die Versorgung mit Hilfsgütern weiter scheitert? Und ist der Nahostkonflikt überhaupt militärisch zu lösen?
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